Das Jahresrad, der Jahreskreis

Einführung und Bedeutung

Das Jahresrad, mit seinen acht Speichen, steht für den zyklischen Fluss der natürlichen Energien im Laufe eines Jahres. Jedes der acht Feste markiert dabei nicht einen plötzlichen Wendepunkt, sondern den Höhepunkt einer sich allmählich verändernden Energie. Die Natur wandelt sich langsam, stetig – und die Feste machen diese energetischen Übergänge sichtbar und spürbar. So hilft uns das Rad, die fortwährende Bewegung des Lebens zu erkennen und uns bewusst mit ihr zu verbinden.

Das Jahresrad dreht sich nicht im Kreis, es bewegt sich vorwärts.

Auch wenn die Feste Jahr für Jahr wiederkehren, ist kein Zyklus wie der andere. Die Natur steht niemals still – sie wandelt sich stetig, langsam und doch unaufhaltsam. Ihre Bewegung folgt einem zyklischen Rhythmus, aber stets in Entwicklung begriffen. Jeder Durchlauf des Jahresrades bringt neue Nuancen, neue Erfahrungen, neue Energien mit sich.

In alten Kulturen wurde die Spirale oft als Sinnbild für die lebendige Bewegung der Natur gewählt. Sie steht für das stetige Weiterfließen, für die sich ausdehnenden Energien des Lebens. Anders als ein starrer Kreis zeigt die Spirale: Nichts bleibt, wie es war. Die Kräfte der Natur stagnieren nicht – sie verändern sich fortwährend, breiten sich aus, wachsen, wandeln sich.

Die Natur passt sich an – mal sanft und kaum spürbar, mal radikal und in plötzlicher Kraft. Doch immer bleibt sie in Bewegung.
Mit unserem kurzen menschlichen Zeitempfinden, eingebettet in eine noch junge Geschichte, fällt es uns oft schwer, diese langsamen, tiefen Prozesse wirklich zu begreifen. Und doch wirken sie – unaufhörlich, mächtig und voller Weisheit.

Ein Leben im Einklang mit der Natur heißt auch, im Einklang mit diesen Energien. Feste im Einklang mit diesen energetischen Hochzeiten finden wir in allen Kulturen – zu allen Epochen der Zeit. Der Ursprung des Jahresrades ist somit durch das Verständnis der Natur und dem Leben mit ihr entstanden.

Im Laufe der Kulturen wurde das Jahresrad immer wieder an Religionen oder kultursoziale Gegebenheiten angepasst oder wurde durch diese beeinflusst. Der Ursprung dieser Feste ist aber Natur gegeben.

Diese energetischen Hochzeiten haben kein festes Datum in unserem gregorianischen Kalender! Sie werden zyklisch bestimmt vom Lauf der Sonne, des Mondes und der Gestirne. Der Kalender ist ein Hilfsmittel der uns unser Leben erleichtern soll. Jahreskreisfeste lassen sich aber hier nicht jährlich wiederkehrend fest datieren.

Der Zyklus und unseren inneren Kräfte

Die Energien der Natur spiegeln unsere ureigenen inneren Kräfte wider. Als Teil der Natur sind auch wir untrennbar mit ihrem ewigen Zyklus verbunden.

Wer sich von diesen natürlichen Rhythmen entfernt und sein Leben fernab der Natur gestaltet, verliert leicht den Zugang zu seinen inneren Kräften. Ein Leben im Einklang mit der Natur kann hingegen zu mehr Ausgeglichenheit, Vitalität und innerer Gesundheit führen. Wenn wir im Rhythmus der Natur leben, spüren wir ihre tragende Kraft. Sie unterstützt uns dabei, unsere Ziele mit Leichtigkeit und Klarheit zu erreichen.

Im Frühjahr...

… erwacht die Natur zu neuem Leben – und mit ihr regen sich auch unsere Lebensgeister. Es fällt uns leichter, neue Projekte zu beginnen, frische Ideen zu säen und aktiv zu werden.

Im Laufe des Jahres...

… dürfen unsere Vorhaben gemeinsam mit der Natur wachsen. Wir werden getragen von ihrer schöpferischen Kraft, die uns inspiriert und nährt.

 

Wenn die ersten Pflanzen ihre Früchte zeigen...

… ist auch für uns die Zeit gekommen, zu ernten. Wir dürfen auf unser Tun zurückblicken – erkennen, was gelungen ist, und was vielleicht noch nicht zur Reife kam. Wir feiern die Fülle, genießen die Früchte unserer Arbeit und beginnen, uns auf die kommende, ruhigere Zeit vorzubereiten.

Die letzten warmen Sonnenstrahlen laden uns ein, noch einmal Kraft zu tanken – im Außen durch die reiche Ernte der Natur, im Innen durch bewusste Momente der Stille und des Sammelns.

 

Mit dem nahenden Winter...

… ziehen sich die Kräfte der Natur wieder in die Tiefe zurück, hinab in den Schoß von Mutter Erde. Auch wir Menschen sind eingeladen, diesen Rückzug anzunehmen. Es ist die Zeit der Innenschau, der Regeneration und des achtsamen Umgangs mit unserer Energie.

Erst wenn die Energien wieder zu steigen beginnen, dürfen wir mit neuer Kraft und frischem Schwung in ein neues Jahr des Wirkens starten – getragen vom natürlichen Rhythmus des Lebens.

Das Jahresrad, ein Rad mit acht Speichen

Das Jahresrad kann in acht Speichen unterteilt werden.

Diese vier Feste bilden die festen Ankerpunkte im Jahresrad – sie folgen dem Rhythmus der Sonne, die als Taktgeber den Lauf des Jahres bestimmt. 

Die vier Sonnenfeste

Wintersonnenwende (Jul)

Frühjahrstagundnachtgleiche (Ostara)

Sommersonnenwende (Litha)

Herbsttagundnachtgleiche (Mabon)

Zwei dieser Feste markieren die Sonnenwenden: Zur Wintersonnenwende erleben wir den kürzesten Tag und die längste Nacht, während zur Sommersonnenwende der längste Tag und die kürzeste Nacht gefeiert werden.

Die beiden anderen Feste sind die Tagundnachtgleichen – jene besonderen Zeiten im Frühjahr und Herbst, in denen Licht und Dunkel in vollkommenem Gleichgewicht stehen.

Gleichzeitig markieren diese Feste auch den Wechsel der Jahreszeiten: vom Winter in den Frühling, vom Frühling in den Sommer, vom Sommer in den Herbst und schließlich zurück in den Winter.

Mit jedem dieser Wendepunkte treten wir außerdem in ein neues Tierkreiszeichen ein – ein weiteres Zeichen dafür, wie eng wir mit den natürlichen Rhythmen und Zyklen verbunden sind.

Anders sieht es bei den Hochzeiten dazwischen aus, die ihren Bezug zum Mond finden.

Mittwinter (Imbolc)

Mittfrühling (Beltane)

MIttsommer (Lughnasad)

Mittherbst (Samhain)

Die vier Mondfeste gelten als energetische Höhepunkte zwischen den Sonnenfesten.

Anders als diese markieren sie weder den Wechsel der Jahreszeiten noch den Übergang in ein neues Tierkreiszeichen. Vielmehr stehen sie für den kraftvollsten Moment innerhalb einer bestehenden Jahreszeit – etwa wie die Sommersonnenwende (Mittsommer) den Höhepunkt des Sommers symbolisiert.

Hier muss aber noch erwähnt werden

Das Mondjahr und das Sonnenjahr sind nicht gleich lang.

Ein Mondjahr, bestehend aus 12 Mondmonaten hat insgesamt etwa 354 Tage. Ein Umlauf der Erde um die Sonne, also ein Sonnenjahr umfasst etwas mehr als 365 Tage. Hieraus ergibt sich eine Differenz aus 11 Tagen, welche sich Sonne und Mond jedes Jahr voneinander entfernen. Diese zeitliche Verschiebung würde dazu führen, dass sich auch die energetischen Hochfeste im Jahreskreis im Lauf der Jahre leicht verändern würden.

Um dem entgegenzuwirken, wird von Zeit zu Zeit ein zusätzlicher Mondmonat eingefügt – ein sogenannter Schaltmonat. In diesen besonderen Jahren hat das Mondjahr also 13 Monate, um den natürlichen Rhythmus wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Die Mondfeste und ihr Zeitpunkt

Neben dem achtsamen Beobachten gibt es eine praktische Methode zur Bestimmung der Mondfeste.


Sie werden jeweils zum zweiten Vollmond nach einem Sonnenfest gefeiert.

Diese Art der Berechnung bringt eine gewisse Flexibilität mit sich – besonders in Jahren, in denen durch einen zusätzlichen Mondmonat (ein sogenanntes Mondschaltjahr) der natürliche Rhythmus ins Wandern gerät. Auf diese Weise bleiben die Mondfeste im Einklang mit den zyklischen Bewegungen der Natur, selbst wenn sich der Kalender verschiebt.

Anders kann man sich auch an dem Fixpunkt der Wintersonnenwende Orientieren.

Hieraus ergeben sich dann folgende Zeitpunkte für Mondfeste im Jahreskreis

Mittwinter: 2. Vollmond nach der Wintersonnenwende

Mittfrühjahr: 5. Vollmond nach der Wintersonnenwende

Mittsommer: 8. Vollmond nach der Wintersonnenwende

Mittherbst: 11. NEUMOND nach der Wintersonnenwende

Keine der beiden Arten, die Mondfeste zu bestimmen, ist allein richtig oder falsch. In Verbindung miteinander und mit achtsamer Naturbeobachtung entsteht ein ausgewogenes System.

Mittherbst (Samhain )- ein Fest des Neumonds

Im Gegensatz zu den anderen drei Mondfesten, die sich an Vollmonden orientieren, wird Mittherbst (Samhain) zum Neumond gefeiert – einem sogenannten Schwarzmond. Dieser Zeitpunkt trägt durch seine Stille und Dunkelheit eine besondere Tiefe, die in engem Bezug zu unseren Ahnen und dem Rückzug der Natur steht

Die Jahreskreisfeste und ihr Zusammenwirken

Die Energien im Jahreskreis wirken niemals isoliert, sondern stehen stets in einem größeren Zusammenhang. Jedes Fest entfaltet seine Kraft nicht nur für sich allein, sondern vor allem im Zusammenspiel mit den anderen. Besonders bedeutend ist dabei die Betrachtung von drei miteinander verknüpften Jahreskreisfesten:

Die aktuelle Energie – das Hier und Jetzt

Die Energie, die gerade wirkt oder unmittelbar bevorsteht, ist die, der wir unsere Aufmerksamkeit widmen sollten. Sie weist uns den Weg durch die kommende Zeit und hilft uns, im Einklang mit dem natürlichen Rhythmus zu handeln.

Die vorausgegangene Energie – die Rückschau

Das vorherige Fest bildet den Boden, auf dem das gegenwärtige aufbaut. Da die Jahreskreisfeste nicht isoliert wirken, ist das Verständnis des Vorangegangenen essenziell. Es zeigt uns, woher wir kommen, was wir mitnehmen dürfen – und wie dieser Weg uns ins Jetzt geführt hat.

Die gegenüberliegende Energie – der Ausgleich

Im Jahreskreis steht jedem Fest ein gegenüberliegendes gegenüber – es bildet den energetischen Gegenpol. So steht etwa die Sommersonnenwende (Höhepunkt des Lichts) der Wintersonnenwende (Tiefpunkt der Dunkelheit) gegenüber. Oder die Frühjahrs- der Herbsttagundnachtgleiche. Dieses „Spiegel-Fest“ bringt Balance und erinnert uns daran, dass jedes Licht seinen Schatten, jede Ausdehnung ihre Einkehr hat. Im Wechselspiel dieser Pole entsteht Ausgleich und Ganzheit

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